06:30 Uhr klingelt der Wecker, schnell und leise mache ich mich fertig um zum nahen Pick Up Point zu gehen. Punkt 07:00 Uhr startet der Shuttle-Bus mit ca. 40 weiteren Verrückten und Wander-Enthusiasten. Nach etwa 30 min. Fahrt steige ich am Startpunkt der Strecke aus. Schon jetzt wird klar, dass ich unnötigen Ballast mit mir rumtragen werde. Eine Regenjacke und wärmende Oberbekleidung werden bei aktuellem Wetter nicht zum Einsatz kommen. Schnell noch das wichtigste Gepäckstück – die Spiegelreflexkamera – ausgepackt und dann gehe ich los.
Der Tongariro Alpine Crossing ist einer der Great Walks, oft liest man es sei die schönste aller Great Walks Wanderungen. Die Strecke ist eigentlich 19,4 km lang. Doch seit den Ausbrüchen in 2012 – ja Du liest richtig in 2012 gab es hier ordentliche vulkanische Aktivitäten – wurde die Strecke aus Sicherheitsgründen beschränkt. Nach etwa 8 km der ursprünglichen Strecke ist heute Schluss und man muss den gleichen Weg zurück laufen um wieder zum Shuttle-Bus zu gelangen.
Die ersten zwei Kilometer fühlen sich leicht an. Die Steigung ist da doch sehr erträglich. Jetzt erst mal auf Lavasteinen am Randes des Weges sitzend etwas frühstücken. Kaum gestärkt gehts auch mit der ordentlichen Steigung los. Im Zick Zack windet sich der lose Schotterweg schier unaufhörlich bergauf. So langsam aber sicher bahnt sich die Sonne ihren Weg durch die Wolken. Zunehmend sitzen auch andere Wanderer am Wegesrand, die sich ausruhen müssen oder ihr Frühstück zu sich nehmen, um Kraft zu tanken. Auch mir geht es zu steil bergauf, ich mache nach ca. 200 geschafften Metern einen kurzen Stopp um wieder in einen normalen Pulsbereich und zu ruhiger Atmung zu gelangen.
Mit der Zeit gewöhnt sich mein Körper an die ungewohnte Belastung, es geht trotz gleichbleibendem Anstieg besser voran. Doch plötzlich tut sich eine riesige Ebene auf, keinerlei Steigung nur platte Sandfläche gemixt mit Lavabrocken und Grasbüscheln. Die Ebene ist bei mittlerweile strahlend blauem Himmel schnell durchlaufen.
Ab jetzt soll es erst jetzt lustig werden: Über sehr grobes Gestein geht es erneut bergauf. Natürlich hat auch die Steigung noch zugenommen. Puh … endlich ist eine weitere Ruhestelle erreicht. Hier wird reichlich Wasser getrunken und das herrliche Panorama genossen. Wie eine Karawane sieht man ab hier die andere Wanderer hintereinander das nächste Teilstück absolvieren. Also auf – der Berg ruft 😉
Es geht ab jetzt über sehr loses Geröll, dass nur gelegentlich mal durch größere Felsen abgelöst wird. Zwei Schritte vorwärts bedeuten bei dem Untergrund einen vorwärts und einen rückwärts. Folglich ist’s recht mühsam. Doch am Ende dieses Teilstücks werde ich von einem kleinen Plateau erwartet. Viele machen hier so freudig und lange Pause als wäre dies bereits der Gipfel bzw. das Ende der Wegstrecke. Auf dem Plateau kann in mehrere Richtung gewandert werden, zum Red Crater – dem empfohlenen Ende der Wanderung oder zum Gipfel des Mt. Tongariro. Für den Gipfel reicht die Zeit nicht, also auf zur Spitze des Red Crater. Der Rundumblick über die Vulkanlandschaft entschädigt vollständig den anstrendenden Aufstieg.
Eigentlich darf man sogar noch weiter laufen bis zum sogenannten Blue Lake. Doch um dort hin zu gelangen muss man unverhältnismäßig viel steiles Gelände bewältigen – der Shuttle-Busfahrer hat entsprechend davon abgeraten. Ich spar mir also die Mühen und mach mich langsam auf den Rückweg.
Nach sechs Stunden bin ich wieder unten am Parkplatz und warte auf den Shuttle-Bus. Knapp 90 min. später bin ich wieder am Wohnwagen und gönne mir als erstes eine intensive Dusche.
1 Kommentar
So eine Vulkanwanderung sollte man schon mal mitgemacht haben. Tolle Bilder René – eigentlich kannst du froh sein, dass nur die 8 km-Strecke möglich war, hat sicher auch gereicht. Den Blue Lake haben wir uns im Internet angesehen. Dort sind wie immer viele interessante Aufnahmen zu finden. Aber selbst die Anstrengungen auf sich zu nehmen und dann am Kraterrand zu stehen, ist doch etwas anderes. Wir haben auf den Kanaren Kraterwanderungen gemacht, es hat dort ordentlich nach Schwefel gerochen und das schwarze Lavagestein war noch warm. Zu unseren Lieblingswanderungen werden Vulkane allerdings nicht gehören, schönen Waldboden, eine Kammwanderung in den Alpen, oder Klettern in der sächsischen Schweiz würden wir eindeutig favorisieren. Karina hat sich offenbar auch wieder von den Aufregungen des Startmanövers erholt. Von der Strecke der Mama-Sohn-Wanderung haben wir ebenfalls schöne Bilder gefunden und können uns vorstellen, was ihr erlebt habt. Genießt weiterhin die Tage, liebe Grüße aus der Heimat!