Die Nacht verbringen wir auf der Otago Peninsula im kleinen Örtchen Portobello. Nachdem am Morgen meine beiden Männer alle technischen Checks (Wassertank auffüllen, Ölstand, Kühlflüssigkeit) erledigt haben und ein erstes Mal den Toilettentank entleeren, brechen wir zum Allans Beach auf,um freilebende Seelöwen zu sehen. Wir haben Glück! Insgesamt 6 Seelöwen liegen mitten am Strand unter strahlend blauem Himmel und schlafen. Leider bleiben sie so faul, und gönnen uns kein aktives Foto. Aber einer hat wenigstens gegähnt!
Februar 2013
An einem nebligen Morgen erwachen wir mitten am Hakataramea River und beobachten als erstes eine Herde Schafe, die direkt vor uns über die Straße getrieben wird. Jaron ist begeistert und will Ihnen hinterherlaufen. Aber wir können ihn überzeugen, doch lieber zu frühstücken. Rene fährt spielend leicht den steilen Abhang hinauf und dann das: Aus unserem Camper läuft das Abwasser hinaus. Beide Männer suchen den Platz nach dem Deckel ab, ohne Erfolg. Jaron hat aber wieder „eine gute Idee“ und will an der nächsten Werkstatt anhalten. Jeden Tag eine neue Herausforderung! Aber da wir erst gestern zum wiederholten Male das Gebrauchsvideo gesehen haben, meint Rene das nur der Hebel sich gelöst hat. Das werden wir bei baugleichen Maui Campern mal vergleichen. Falls übrigens jemand Fragen hat, unser Kind kann das Video herunterbeten inkl. sämtlicher technischer Raffinessen.
Wir starten unsere Fahrt durch die ländliche Gegend mit dem Ziel Moeraki Boulders. Diese meist kugelrunden Steine hat die Natur geformt und wir können nur staunen. Sie laden zum Klettern ein und selbst die Sonne lässt sich nun blicken.
Nach einem kleinen Snack (Fish and Chips) fahren wir weiter bis zum „Elbsandsteingebirge“, genauer gesagt in die Trotters Gorge, diese Schluchten mit ausgewaschenen Kalkbergen sind einen Abstecher wert. Plötzlich entdecken wir einen neue Landschaft mit toller Flora und Fauna und spazieren durch einen geheimnisvollen Wald. Kleine Höhlen sind unser Ziel. Aber dann gibt es einen Riesenwutanfall vom kleinen Mann: Er will weiter wandern, es kann ja wohl nicht sein das wir nach 45 min schon fertig sind! Falls es ein „Wandergen“ gibt, dann hat er es nicht von uns. Jeden Tag will Jaron nun wandern, das mögen wir doch bitte so einplanen. Uns schwant, das wir wohl länger auf der Südinsel bleiben werden, da es hier überall tolle Wanderungen gibt.
Nun aber sind wir auf der Otago Halbinsel und werden morgen Dunedin unsicher machen – das wird sicher auch eine tolle „Stadtwanderung“!
Seit 2 Tagen hat Jaron einen Ohrwurm und summt die ganze Zeit das Lied „I will follow“. Heute haben wir dies sprichwörtlich umgesetzt und sind entlang eines Gletscherflusses den Hooker Valley Track gelaufen. Diese Wanderung mit Blick auf den Mount Cook ist sehr beliebt, denn sie führt über 2 Hängebrücken bis zum Hooker Lake. Über große Steine führte der Weg uns auf und ab und die neuen Wanderschuhe haben sich sofort ausgezahlt.
Jarons Wanderherz schlug höher und er rannte stets vorneweg, um die größten Steine zu überspringen. Am See staunten wir nicht schlecht: Denn es lagen noch kleine Eisberge darin. Unsere Füße qualmten und wurden sofort in das eiskalte Wasser getaucht. Brrr war das kalt, aber auch erfrischend. 2 junge Männer waren ganz mutig und sprangen hinein, ihre Gesichter sprachen Bände! Für die Rücktour brauchten wir nur noch 90 min und so verbrachten wir tolle 4,5 h mit wandern.
Nur der Wasservorrat hätte reichlicher ausfallen sollen. Jaron meinte: Opa Bernhard hatte immer 5 Flaschen dabei- aha das ist also der Maßstab für das nächste Mal. Erschöpft aßen wir schnell ein paar Kekse und schon fuhren wir wieder los. Von Müdigkeit bei Jaron keine Spur, komisch nur das wir Eltern so platt waren.
Entlang den nächsten türkisblauen Seen fuhren wir an Staudämmen vorbei und suchten unseren nächsten Free Camping Platz. Bei Kurow am Hakataramea River wurden wir dank Reiseführer fündig, aber die Abfahrt zum See hat Rene Nerven gekostet. Ob wir da auch morgen wieder rauskommen?
Kartoffelbrei mit Spiegelei schmeckt übrigens nur in der “ Wildnis“ so richtig lecker!
PS: Das Handbuch hat übrigens 368 Seiten.
Ihr lest hier neugierig mit und freut Euch über jedes Lebenszeichen von uns – das freut uns, setzt uns jedoch auch etwas unter Druck.
Einen Reisebericht als Text hier zu hinterlassen ist nicht weiter schwer, dank Handy, Tablet und Internet haben wir das inzwischen ganz gut im Griff. Doch sobald es um Bilder geht, wird es leicht kompliziert. Wir knipsen nicht mit der alten 4 Megapixel-Knipse sondern mit der Spiegelreflexkamera und der kleinen feinen Systemkamera – beide sammeln unsere Eindrücke in hoher Auflösung ein und die Dateien sind entsprechend groß. Jedes Bild muss erst mit Mühe deutlich verkleinert werden bevor wir es Euch hochladen können. Bitte erwartet deshalb nicht mehr als ein Bild des Tages. Die große Bildershow muss noch etwas warten.
Nach einer kalten Nacht am Lake Tekapo erwachen wir schon gegen 07.30 Uhr und sehen gerade rechtzeitig die Sonne über den Bergen aufgehen. Was für ein Ausblick und es verspricht wieder ein heißer Tag zu werden. Nach einem schnellen Frühstück mit Morgensonne vorm Camper treten wir den Rückweg über die Schotterpiste an… 28 km entlang am See. Auch ich probiere unseren Camper zu fahren, aber das ist gar nicht so leicht, vor allem in den Kurven. Ich lasse den Profi wieder ran.
Jaron jammert, heute scheint Schlechte-Launetag zu sein. Dabei haben wir 2 Optionen: Entweder wir fliegen heute Helikopter über den Mount Cook oder wir gehen endlich wandern auf einer schönen Kurzstrecke mit 2 Hängebrücken. Nach einem Besuch im Visitor Center wissen wir mehr. Also ab zum nächsten Campingplatz mit Strom und Dusche. Dort bekommen wir unerwartet 10% Rabatt und buchen für nachmittags den Helikopter-Rundflug. Ein teures Vergnügen, aber wann bietet sich schon mal so eine Gelegenheit? Jaron ist aufgeregt, und wir sind es auch. Die Aussicht ist spektakulär, wo soll man bloß zuerst hinsehen? Diverse Gletscher (auch Fox und Franz Josef) sowie der Mount Cook (3754m) erheben sich prächtig vor uns, eng umfliegt der Pilot die Berge und dann landen wir mitten im Schnee. Eine Schnellballschlacht mitten auf einem Platteau, nur dass die Hände kalt werden findet Jaron gemein! Überwaltigt von den schönen Bildern fliegen wir zum Lake Pukaki zurück. Das war cool!
Nun warten noch Highlights wie die erste Wäsche auf mich und natürlich der tägliche Abwasch. Aber bei Sonne und kurzen Shorts ist das wohl nur ein kleines Unterfangen.
Der Tag beginnt heute verhältnismäßig spät. Zu gut haben wir am Ufer des Rakaika geschlafen. Erst gegen 10:30 Uhr sind wir abfahrbereit. Das Tagesziel für heute ist der Lake Tekapo. Abgesehen vom ständigen „Wann sind wir da?“ verlief die Fahrt recht gut. Bei bedecktem Himmel ging es ca. 150km durch landwirtschaftliche Nutzflächen und vorbei an unzähligen Schaf- und Kuhweiden sowie Gehegen mit Hirschen und Lamas, diese werden wohl ebenso gern gehalten.
Der Lake Tekapo liegt auf einer Hochebene, die uns strahlenden Sonnenschein bescherte. So konnte uns das deutlich türkis schimmernde Seewasser besonders beeindrucken. Nach einem kleinen Picknick am See entscheiden wir uns dafür einen Schlafplatz direkt am Seeufer zu suchen. Jaron wollte wandern, aber ohne einen Standplatz für den Camper können wir ihm dies nicht ermöglichen. In der Reisevorbereitung habe ich davon gelesen dass man direkt am Ufer campen könne, also machen wir uns auf die Suche. Nach gefühlten 30km auf einer holprigen Schotterstraße erreichen wir kurz vorm nördlichen Seeende den ersehnten Standplatz direkt am Ufer.
Die Mühe hat sich zu 100% gelohnt. Schaut selbst:
Kaum ist Rene angefahren, leuchten die ersten Signallampen auf: Ist das etwa die Öllampe? Panisch suche ich im Handbuch, in gefühlten 300 Seiten. Und welche Tür ist eigentlich noch offen? Okay, die Öllampe war es nicht, sondern nur eine Kontrolllampe für den Motor, das Handbuch sagt wir müssen zur Werkstatt. Wir entscheiden uns erstmal für den Einkauf und fahren dann zur Servicestation zurück.
Entwarnung, es sei nur ein Wackelkontakt. Okay, auf den Schreck muss ich schnell was essen und schmiere mir ein Sandwich. Gutes Brot werden wir vermissen, es gibt nur lapprigen Toast. Wir fahren wieder los…
Plötzlich ruft Jaron: Mama die Tür ist noch offen! Auweia, ich habe vergessen sie zu schließen und nun baumelt sie fröhlich, mitten im Berufsverkehr. Rene wird irre und ich stehe mitten während der Fahrt auf, ist ja nur verboten!
Jetzt sollte es aber klappen. Wir fahren in die Berge und schon hängen die Wolken ganz tief. Da tauchen die ersten Kühe auf, nur wo sind die 77 Millionen Schafe? Ach da sind sie. Jaron singt ein selbstgedichtetes Kuh-Schaflied. Nur die Pferde hat er vergessen. Traumhafte Kulissen zeigen sich uns, und dann müssen wir auch noch über die Berge fahren. Wir sind restlos begeistert und müssen Fotos machen. Akaroa liegt eingebettet in eine malerische Küste mit tiefblauem Meerwasser. Einfach traumhaft!
Nach 3 aufregenden Stunden erreichen wir den Campingplatz, wir hatten uns verfahren und das GPS hat auch nicht funktioniert. Alles Anfangsschwierigkeiten.
Nach dem Abendbrot mit echtem Kiwitee machen wir noch einen kleinen Spaziergang – „Unsere erste Wanderung“ ruft Jaron begeistert. Und erst das Trampolin auf dem Campingplatz – wer will da ins Bett gehen? Rene und ich sind kaputt, die Koffer sind auch nocht ausgepackt. Erschöpft aber glücklich fallen wir ins Bett.
Gestern war unser großer Tag: Wir holen endlich unseren Top-Campervan ab.
Jaron ist schon total aufgeregt und kann es kaum noch abwarten. Nach der Anmeldung
sehen wir uns ein Einführungsvideo an – es wimmelt von Informationen. Strom mit Anschluss oder Batterie, Wassertank, Gasflasche auftanken, Toilettenreinigung, Safenutzung – wer soll sich das alles sofort merken? Und dann stehen wir vor unserem neuen Heim auf Rädern für die nächsten 35 Tage…
Mann ist das ein Koloss! Jaron inspiziert sofort die Leiter zum Alkoven, wo er schlafen wird. Und wo essen wir Mami? Hier gibt es ja 2 Tische.
Rene sitzt plötzlich rechts am Steuer, das wird eine echte Herausforderung! Nicht nur der Linksverkehr sondern auch die Bedienung mit Automatik sind neu – aber nun gibt es kein zurück mehr. Und schon sausen wir los zum nächsten Supermarkt, schließlich wollen wir heute noch nach Akaroa…
Heute haben wir unsere erste Städtetour unternommen und das recht beschauliche Christchurch besichtigt. Es wimmelt nur so von Baustellen, Lärm und Schmutz. Nach dem Erdbeben vor genau 2 Jahren hat sich die Stadt radikal verändert. Ein großer Teil der Innenstadt ist großflächig gesperrt-überall wird neu gebaut und es geht nur schleppend voran. Die Kathedrale hat ihren Kirchturm eingebüßt, die berühmte alte Straßenbahn fährt nicht mehr. Was machen also die Kiwis? Aus der Not eine Tugend und bauen sich aus bunten Containern einen neue Attraktion! Shopping und frisches Essen aus verglasten Containern-mal was anderes… Ansonsten haben wir noch das „Punting“ ausprobiert, weil ein kleiner Mann den ganzen Tag gebettelt hat. Auf dem Avonfluss kann man wie im Spreewald Boot fahren. Allerdings nur 30 min und sehr teuer. Witzigerweise hieß unser Fährmann Fabian, und stammt aus dem bayrischen Wald… Aber seht selbst,was wir heute erlebt haben.
Gestern sind wir nun endlich in Christchurch gelandet und schon beim Anflug hat uns das Bergmassiv der Südalpen mit seinen gezuckerten Schneeriesen beeindruckt – wenigstens ein kleiner kleiner Ausgleich für unseren zweiten sehr anstrengenden Flug.
Freundlich werden wir zur Family Lane geleitet und dürfen einreisen. Jedoch nicht ohne den kleinen Check einer vierbeinigen Superschnüffelnase und der wiederholten Frage, ob wir wirklich keine Lebensmittel einführen. Da nehmen es die Kiwis ganz genau. Draußen empfangen uns sommerliche 20 Grad und dank der überschaubaren Größe des Flughafens sitzen wir schon 2 Minuten später im Taxi zum Motel.